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80 Jahre Diözesanbibliothek Würzburg (4)

Glaube in Merkversen

Pfarrer Johann Caspar Höpffner legte 1739 selbst verfassten Katechismus vor – Christliche Wahrheiten in kompakter Form – Bis ins 20. Jahrhundert Teil des Schulunterrichts

Würzburg (POW) Ältere Menschen haben Erfahrungen mit dem Katechismus. In der Schule lernten Jugendliche früher mit diesem Lehrbuch die Welt des Glaubens kennen. Die Würzburger Diözesanbibliothek besitzt sogar Katechismen aus verschiedenen Jahrhunderten. Mit diesem Beitrag endet die Reihe zum 80-jährigen Bestehen der Diözesanbibliothek.

Glaube produziert Fragen. Und schnelle Antworten helfen nicht. Glaubensaussagen müssen theologisch robust sein. So mag der Würzburger Diözesanpriester Johann Caspar Höpffner (1681-1756) gedacht haben, als er beschloss, einen Katechismus zu verfassen. Einen durchdachten und fundierten Überblick über die Glaubenslehre für jeden Christen. Höpffner verfolgte seine Idee hartnäckig. Als er seinen fünfbändigen Katechismus 1739 vorlegte, hatte er fast 2500 Seiten gefüllt.

Der frühere Pfarrer von Steinfeld ist damit in die Geschichte des Bistums Würzburg eingegangen. Sein Katechismus ist einer der ältesten aus dem Bistum, die noch erhalten sind. So erklärt es Nikola Willner, Mitarbeiterin von Archiv und Bibliothek des Bistums Würzburg (ABBW). Um das 80-jährige Bestehen der Diözesanbibliothek zu würdigen, hat Willner Katechismen aus dem Bestand herausgesucht. Sie zeigen, wie sich die Glaubensvermittlung im Lauf der Jahrhunderte verändert hat.

In Kalbsleder eingebunden, wirken die Bücher des Höpffner-Katechismus eher unscheinbar. Aber ihr Inhalt ist für Historiker umso reizvoller. „Die Detailverliebtheit von Höpffner fand ich beim Lesen spannend“, bilanziert Willner. Zum Beispiel wagte sich Höpffner an die Frage heran, wie weit der Himmel von der Erde entfernt sei. Seine Antwort: so weit, „dass ein Mühlstein von dort 92 Jahre lang fallen müsste, bis er die Erde erreichte“.

Was zwischen Himmel und Erde zu klären war, nahm sich Höpffner vor. Er stellte fest, dass die Taufe nicht mit Wein, Bier oder Saft vollzogen werden dürfe. Schließlich wurde Jesus auch mit dem natürlichen Wasser des Jordans getauft. Zudem legte der Priester den Gläubigen nahe, sich mit nur einem Finger zu bekreuzigen. So werde angezeigt, „dass nämlich nur ein einziger Gott in drei göttlichen Personen sei“. Unverkennbar ließ der Priester beim Schreiben seinen eigenen Wissens- und Meinungsschatz mit einfließen. Den nötigen Antrieb gab ihm die Sorge vor den Einflüssen der Aufklärung. Für Höpffner galt es, jede Form von Angriff auf die katholische Glaubenslehre abzuwehren.

Höpffners Werk ist zwar der älteste Würzburger Katechismus im Bestand der Diözesanbibliothek. Aber er ist nur einer von vielen. Denn Katechismen waren seit der frühen Neuzeit eifrig genutzte Handbücher. Die Diözesanbibliothek verwahrt nach Willners Worten seltene und sogar nur einmal vorhandene Drucke. Manchmal ist selbst die erfahrene Fachbibliothekarin Willner überrascht von den Inhalten der Katechismen. In einem schmalen 146-Seiten-Bändchen aus dem Jahr 1807 findet sich etwa der Vers: „Quäle nie ein Tier aus Bosheit oder Scherz, denn das arme Tier fühlt auch, wie du, den Schmerz.“ Das Verhalten gegenüber Tieren war kein typisches Thema für einen Katechismus. Der Verfasser, der aus Oberbayern stammende Benediktiner Ägidius Jais (1750-1822), bediente sich gerne solcher gereimten Merkverse. Sein Buch sei gezielt für Schulkinder geschrieben, erläutert Willner. Anders als bei dem in theologische Höhen abhebenden Höpffner geht es bei Jais auch ums körperliche Wohl. „Ein kalter Trunk in der Hitze kann dein Leben kosten“, warnt Jais seine junge Leserschaft. Heranwachsende sollten nicht nur religiös gebildet sein, sondern auch ihr Leben gut bewältigen.

Bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts kamen Schulkinder mit Katechismen in Kontakt. Im Religionsunterricht wurden sie als Stütze genutzt. Auch für das Gedächtnis, denn das Auswendiglernen von Merkversen bot sich hier an. Das nach dem Zweiten Weltkrieg maßgebliche Werk in der Bundesrepublik war der 1955 erschienene „Katholische Katechismus der Bistümer Deutschlands“. Wegen der Farbe seines Einbands trug er auch den Namen „Grüner Katechismus“. Er enthielt kleine Aufträge wie etwa den, in der Pfarrkirche den Taufstein zu malen. Weil Reime gut ins Ohr gehen, hieß es: „Mit Gott fang an, mit Gott hör auf, das ist der schönste Lebenslauf.“ Nicht fehlen durften Mahnungen solcher Art: „Für Kinder und Jugendliche sind Alkohol und Nikotin auch in kleineren Mengen schädlich.“

Kein Katechismus ist wie der andere. Geistige Strömungen der jeweiligen Zeit und das Denken des einzelnen Autors flossen in die Schriften mit ein. Auch auf die angepeilten Zielgruppen versuchten sich die Verfasser einzustellen. Somit erzählen diese Bücher nicht allein vom Glauben, sondern auch von Gesellschaft und Kultur zur Zeit ihres Entstehens.

Die Diözesanbibliothek in der Domerschulstraße 17 in 97070 Würzburg ist montags bis donnerstags jeweils von 9 bis 16 Uhr für Besucher geöffnet, Telefon 0931/38667100, E-Mail abbw@bistum-wuerzburg.de.

Stichwort Katechismus: Schlag nach, was katholische Christen glauben (sollen)

Warum sind wir auf Erden und wie sieht Gottes Heilswerk aus? Für solche Fragen hält ein Katechismus Antworten bereit. Der Katechismus ist ein Glaubenshandbuch, das christliche Wahrheiten in kompakter Form darstellen soll. Die einzelnen Kapitel bieten einen Überblick über zentrale Glaubenslehren sowie ethisch-moralische Forderungen der Kirche. Die Kerninhalte des Katechismus hätten sich über die Jahrhunderte nicht verändert, erklärt Nikola Willner. Die Mitarbeiterin von Archiv und Bibliothek des Bistums Würzburg (ABBW) hat sich mit Katechismen aus verschiedenen Jahrhunderten beschäftigt.

Die Sprache der Katechismen veränderte sich im Lauf der Zeit. Gleiches gilt für ihre inhaltlichen Schwerpunkte, die Mentalitäten ihrer Verfasser und die pädagogischen Konzepte. Letztere spielen auch deswegen eine bedeutende Rolle, weil Katechismen bis weit ins 20. Jahrhundert im Schulunterricht eingesetzt wurden. Typisch für ältere Katechismen ist das konsequent durchgehaltene Frage-Antwort-Schema.

Der Begriff „Katechismus“ geht auf das griechische Wort „katechismós“ (deutsch „Unterricht“) zurück. Als Buchtitel wurde der Begriff ab 1528 verwendet. Berühmte Katechismen wurden von dem Reformator Martin Luther (1483-1546) und dem Jesuiten Petrus Canisius (1521-1597) verfasst. Der aktuell gültige „Katechismus der Katholischen Kirche“ (Weltkatechismus) wurde 1992 vom Vatikan vorgelegt. Sein Wortlaut wurde seither verändert, insbesondere im Abschnitt über die kirchliche Haltung zur Todesstrafe.

Viele Katechismen im Bestand der Würzburger Diözesanbibliothek stammen aus übernommenen Klosterbibliotheken und aus Nachlässen von Geistlichen. Als besonders ergiebig erwies sich die ehemalige Klosterbibliothek Altstadt bei Hammelburg, die seltene und sogar unikale – nur einmal vorhandene – Werke enthielt.

Von Ulrich Bausewein (Würzburger katholisches Sonntagsblatt)

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